Ein Afrikaner in Berlin
Von Lia Venn
Munyao Mutinda hat sich da einen tollen Winter ausgesucht, um das erste Mal seine afrikanische Heimat Kenia zu verlassen. Der Journalist aus Nairobi war im Projekt Nahaufnahme des Goethe-Instituts im Dezember bei der Frankfurter Rundschau zu Gast und stand auf dem Feldberg das erste Mal verdutzt im Schnee. "How cold is that!", rief er erschüttert aber gut gelaunt immer wieder aus. Baff war er auch, dass ein Besuch im Taunus gemeinhin nicht lebensgefährlich ist. "Bei uns leben wilde Tiere in den Wäldern, da geht man nicht einfach so rum." Ein Wiedersehen mit dem tapferen Afrikaner gab es nun zur Auswertung des Journalistenaustauschs im eisstarren Berlin.
Das erste, was Mutinda in der Hauptstadt erledigte, war ein Wollmützenkauf. Und dann berichtete er begeistert von Joachim Kamann vom Nußlocher Ziegenkäsehof. Denn das war so: Zunächst hatte der Käsemacher die Berichte der Rundschau-Redakteurin verfolgt, die im Austausch in Nairobi war, nahm Kontakt auf und erzählte, dass er bald selbst nach Kenia reise. Dann las er ein Interview mit dem kenianischen Gast. Als nächstes erreichte die Redakteurin, zurück in Deutschland, ein Anruf aus einem Jeep, der gerade durch das Naturschutzgebiet Massai Mara rumpelte: Joachim Kamann aus Nußloch wüsste so gern, wie er Munyao Mutinda erreichen könne, in den nächsten Tagen gehe es nach Nairobi. "Und als er mit seiner Familie da war, haben mich alle in der Redaktion besucht", sagt Mutinda und ist noch ganz perplex: "Sie wollten mich kennenlernen, ist das zu glauben? Mich!"
Das Treffen im Hauptstadtbüro des Goethe-Instituts war in erster Linie der Auswertung des Projekts gewidmet. Eine genaue Evaluation steht noch aus, aber allen Teilnehmern unter dem grauen Himmel von Berlin war sonnenklar, dass es fortgesetzt werden sollte, weil die Idee dahinter und die Erfahrungen währenddessen einfach einmalig waren. Mit Mutinda waren Kollegen aus Ghana, Israel und Italien angereist. Nach einem gemeinsamen Abendessen kam es auf dem Weg zu einem Abschlussgetränk in Berlin-Mitte zu folgender Begebenheit: Vier der Journalisten liefen am Kanalufer entlang und sprachen über die Bundeskanzlerin, die dort lebt, an diesem Tag aber in London sein sollte. In exakt diesem Moment entstieg sie - nach Interpretation ihrer Gesichtszüge nicht bester Laune - einer Limousine. Die Kanzlerin war so nah, dass man sie hätte kitzeln können, damit sie mal lacht. Stattdessen ging das Quartett schweigend und konsterniert weiter - bis auf Alon aus Tel Aviv, der ein zaghaftes "Hallo", so von unten nach oben, hauchte. Für Munyao Mutinda der schiere Wahnsinn: "Was? Unser Präsident hat ich weiß nicht wie viel Hektar Land rund um seinen Palast. So eine Begegnung wäre bei uns völlig undenkbar." Es gibt da noch einige Unterschiede mehr zwischen Nairobi und Berlin, das würde aber ein bisschen zu weit führen.
Am nächsten Tag, auf dem eisglatten Weg zum Neuen Museum, legten sich die Deutsche und der Kenianer untergehakt erstmal ordentlich auf die Nase, der unerschrockene Israeli Alon half ihnen auf - keine Blessuren, aber völkerverständiges Gelächter.
Trotz vieler Unterschiede zwischen Kenia und der Bundesrepublik - die beim Essen anfangen und beim Wetter noch lange nicht aufhören - ist Munyao Mutinda von Deutschland begeistert. "See you soon", hat er zum Abschied gesagt. Wir hoffen das sehr.
Ja, schöne Geschichte, nur werden vermutlich 99 % der Kenianer niemals die Gelegenheit bekommen, in Deutschland auf den Arsch zu fallen.
Von Lia Venn
Munyao Mutinda hat sich da einen tollen Winter ausgesucht, um das erste Mal seine afrikanische Heimat Kenia zu verlassen. Der Journalist aus Nairobi war im Projekt Nahaufnahme des Goethe-Instituts im Dezember bei der Frankfurter Rundschau zu Gast und stand auf dem Feldberg das erste Mal verdutzt im Schnee. "How cold is that!", rief er erschüttert aber gut gelaunt immer wieder aus. Baff war er auch, dass ein Besuch im Taunus gemeinhin nicht lebensgefährlich ist. "Bei uns leben wilde Tiere in den Wäldern, da geht man nicht einfach so rum." Ein Wiedersehen mit dem tapferen Afrikaner gab es nun zur Auswertung des Journalistenaustauschs im eisstarren Berlin.
Das erste, was Mutinda in der Hauptstadt erledigte, war ein Wollmützenkauf. Und dann berichtete er begeistert von Joachim Kamann vom Nußlocher Ziegenkäsehof. Denn das war so: Zunächst hatte der Käsemacher die Berichte der Rundschau-Redakteurin verfolgt, die im Austausch in Nairobi war, nahm Kontakt auf und erzählte, dass er bald selbst nach Kenia reise. Dann las er ein Interview mit dem kenianischen Gast. Als nächstes erreichte die Redakteurin, zurück in Deutschland, ein Anruf aus einem Jeep, der gerade durch das Naturschutzgebiet Massai Mara rumpelte: Joachim Kamann aus Nußloch wüsste so gern, wie er Munyao Mutinda erreichen könne, in den nächsten Tagen gehe es nach Nairobi. "Und als er mit seiner Familie da war, haben mich alle in der Redaktion besucht", sagt Mutinda und ist noch ganz perplex: "Sie wollten mich kennenlernen, ist das zu glauben? Mich!"
Das Treffen im Hauptstadtbüro des Goethe-Instituts war in erster Linie der Auswertung des Projekts gewidmet. Eine genaue Evaluation steht noch aus, aber allen Teilnehmern unter dem grauen Himmel von Berlin war sonnenklar, dass es fortgesetzt werden sollte, weil die Idee dahinter und die Erfahrungen währenddessen einfach einmalig waren. Mit Mutinda waren Kollegen aus Ghana, Israel und Italien angereist. Nach einem gemeinsamen Abendessen kam es auf dem Weg zu einem Abschlussgetränk in Berlin-Mitte zu folgender Begebenheit: Vier der Journalisten liefen am Kanalufer entlang und sprachen über die Bundeskanzlerin, die dort lebt, an diesem Tag aber in London sein sollte. In exakt diesem Moment entstieg sie - nach Interpretation ihrer Gesichtszüge nicht bester Laune - einer Limousine. Die Kanzlerin war so nah, dass man sie hätte kitzeln können, damit sie mal lacht. Stattdessen ging das Quartett schweigend und konsterniert weiter - bis auf Alon aus Tel Aviv, der ein zaghaftes "Hallo", so von unten nach oben, hauchte. Für Munyao Mutinda der schiere Wahnsinn: "Was? Unser Präsident hat ich weiß nicht wie viel Hektar Land rund um seinen Palast. So eine Begegnung wäre bei uns völlig undenkbar." Es gibt da noch einige Unterschiede mehr zwischen Nairobi und Berlin, das würde aber ein bisschen zu weit führen.
Am nächsten Tag, auf dem eisglatten Weg zum Neuen Museum, legten sich die Deutsche und der Kenianer untergehakt erstmal ordentlich auf die Nase, der unerschrockene Israeli Alon half ihnen auf - keine Blessuren, aber völkerverständiges Gelächter.
Trotz vieler Unterschiede zwischen Kenia und der Bundesrepublik - die beim Essen anfangen und beim Wetter noch lange nicht aufhören - ist Munyao Mutinda von Deutschland begeistert. "See you soon", hat er zum Abschied gesagt. Wir hoffen das sehr.
Ja, schöne Geschichte, nur werden vermutlich 99 % der Kenianer niemals die Gelegenheit bekommen, in Deutschland auf den Arsch zu fallen.
Eines der nützlichsten Tiere ist das Schwein. Von ihm kann man alles verwenden, das Fleisch von vorn bis hinten, die Haut für Leder, die Borsten für Bürsten und den Namen als Schimpfwort. (Kindermund)