Turbulenzen in Malindi

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    Turbulenzen in Malindi

    Das italienisch-kenianische News-Portal malindikenya.net meldet negative Vorkommnisse in Malindi. Das Portal engagiert sich seit Jahren vehement für den Touristenstandort Kenia, insbes. der Küste. Da keimte Hoffnung auf, dass das Schlimmste überstanden ist, dann kommt die Meldung, dass Flavio Briatore sein Resort Lions in the Sun verkaufen möchte. Gemäss dem General Manager könnten schlechter Geschäftsgang eine Begründung sein. Briatore hat im Moment keine Verkaufsabsichten für sein anderes Resort, das Billionaire und wenn ich mich nicht irre ist er auch noch Besitzer von Scorpio Villas.

    ​Im Monat August erschütterte ein weiterer Vorfall die italienische Residentenkolonie in Malindi. Der angesehene Unternehmer Edmondo Buffa, 71 Jahre alt, der bis vor kurzem das Unternehmen Tusker Safaris leitete, hat spektakulär Selbstmord begangen, indem er sich in seinem Auto eingeschlossen hat und darin dann ein Feuer gelegt hat. Die genauen Gründen weiss man nicht, aber es ist deprimierend, wenn langjährige Exponenten der Expatkolonie auf solche Weise die Welt verlassen.

    ​Schlechter Geschäftsgang im Tourismus, erhöhte Kriminalität und gestiegene Preise in den letzten Jahren haben doch ein gewisses Unbehagen geschaffen. Sowohl für die Italiener als auch für die Kenianer ist der Ueberlebenskampf härter geworden und die Propaganda/Aktion der Rosa-
    Brillenträger und Gutmenschen in den NGOs wird der Realität nicht gerecht, denn die Menschen wollen im Normalfall keine Almosen, sondern
    angemessen entlöhnte Arbeit.
    Flavio Briatore hatte schon im 2015 mitgeteilt, er denke sein Keniageschäft abzuwickeln, wenn der Flughafen Malindi nicht ausgebaut werde. Desgleichen die Strassen um Malindi und Watamu und den Zugang zum Tsavo.
    Uhuru Kenyatta hat dies alles versprochen für Ende 2017. Aber inzwischen hat Kenyatta soviel versprochen, dass so in etwa 5 Mal soviel Geld vorhanden sein müsste. Priorität haben der Bahnausbau bis Grenze Uganda, der Ausbau des Hafens Mombasa und Umfahrungsstrassen in Nairobi und Mombasa. Die 6-spurige Autobahn Mombasa-Nairobi, die Schnellstrasse Mombasa-Malindi und die zweite Brücke nach Nyali sind Wunschträume. Kenyatta hat viel politisches Kapital an der Küste investiert, die Resultate sind mager. Die Opposition und die Raila-Partei ODM haben in Mombasa und Kilifi ganz klar gewonnen und stellen die Gouverneure und die meisten Abgeordneten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Zentralregierung nun die Küste bei Investitionsprojekten bevorzugt.
    Vielleicht ist Briatore zum gleichen Schluss gekommen und bricht seine Zelte in Kenia ab.

    Oder ein anderer Vorfall hat dazu beigetragen. Kenia ist nicht mehr so eindeutig Zufluchtsort für italienische Kriminelle. Im Mai 2017 wurden 3 mutmassliche Schwerkriminelle nach Italien ausgeliefert. Ich schreibe "mutmassliche", weil ich es erst glaube, wenn die ihre Strafe absitzen. Der Erste ist Mario Mele, aus Sardinien,
    55 Jahre alt, seit 4 Jahren in Malindi, auf der Flucht wegen massiver Steuerhinterziehung und Geldwäscherei. War in der gleichen Branche tätig wie Briatore, Edeldiskotheken in Sardinien. Stieg ins gleiche Geschäft in Malindi mit dem Pata Pata und unterhaltungsstätten an der Beach. Soll auch in Kenia Steuern hinterzogen und steht im Verdacht mit Drogen gehandelt zu haben. Mario Mele war /ist ein erfolgreicher Unternehmer und konnte im niedergehenden Malindi gute Geschäfte tätigen und seine Gaststätten sind von der italienischen Kolonie und den prominenten und weniger prominenten Touristen gut besucht.

    ​Dann wäre der 71-jährige Stefano Poli, rechtskräftig verurteilt wegen millionenschweren Betrugs, Steuerhinterziehung und Geldwäscherei. Er fiel auf, weil er in Kilifi wie ein Fürst im Luxus schwelgte. Er machte sich über seine Opfer und den Staat lustig, indem er sein Wohlleben in Facebook öffentlich machte und damit prahlte und die Opfer und die dummen gesetzestreuen Bürger verhöhnte. Eine gängige Praxis von Mafiosi und Politiker in Italien.

    ​Der Dritte im Bunde ist Fulvio Alberto Leone, 68-jährig, aus Genua, wohnhaft in Mtwapa, rechtskräftig verurteilt zu ca. 10 Jahren wegen Drogenhandel und Wucher/Betrug. Seit 1992 in Kenia, 2009 eingebürgert trotz Interpol-Suchauftrag, Halter eines Waffentragscheines. Zufälligerweise kenne ich Fulvio flüchtig, er macht ein ganz anständiger Eindruck. Er führte die Pizzeria Fulvio in Bamburi an der Malindi Road, die er zum richtigen Zeitpunkt verkaufte, vor den Ereignissen von 2008. Später machte er die Pizzeria Fulvio in Mtwapa auf, auf der anderen Strassenseite vom Casuarina. Ich habe ihn gekannt, weil ich bei ihm Kunde in der Pizzeria war. Die Pizzeria war kein grosses Geschäft, aber er erzählte mir, er könne nicht faul herumliegen, sondern müsse tätig sein. Er lebe vom Erlös aus dem Verkauf seines ersten Betriebes und wolle bis 70 arbeiten bis er dann die volle italienische Altersrente erhielte. Wie man sich so täuschen kann!
    ​Gesundheitlich in gutem Zustand wurde er bei der Verhaftung plötzlich krank, was in diesem Falle nichts nützte, denn er und seine 2 "Kollegen" wurden innert Tagen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausgeschafft.

    ​Im Standard Digital steht, die 3 seien im Drogenhandel verwickelt und 2 Kgs. Heroin seien gefunden worden.

    ​Kenia ist für Betrüger und Bankrotteure nicht mehr sicher. Seit Kenia vom Terrorismus heimgesucht wird, ist der Austausch mit der Polizei weltweit verstärkt worden und die Ausländer werden mehr und besser kontrolliert. Da muss sich Kenia revanchieren und Kriminelle ausliefern. Kenyatta soll auch wegen des Drogenhandels und den dazugehörigen Verzweigungen mit dem Terrorismus besorgt sein, daher auch die härtere Gangart.
    P.S. Wegen Fulvio Alberto Leone bin ich nur zu 99% sicher, ob es sich um den Pizzeria-Fulvio handelt.
    ​Name Fulvio stimmt überein, Alter stimmt überein, aus Genua stimmt überein und Photo in versch. Zeitungen stimmen auch überein, wie ich ihn in Erinnerung habe. Wie gesagt, ich habe ihn als angenehmen und arbeitssamen Menschen kennengelernt und seine Pizzas waren sehr gut. Wenn ich nochmals nach Mptwapa gekommen wäre, hätte ich ihm ein paar Büchsen Sardellen geschenkt, damit er eine Pizza Napoletana gebacken gekriegt hätte. Sagen wir mal so, sehr wahrscheinlich ist er es, aber nicht 100%.
    "Der angesehene Unternehmer Edmondo Buffa, 71 Jahre alt, der bis vor kurzem das Unternehmen Tusker Safaris leitete, hat spektakulär Selbstmord begangen, in"

    kann man sich wirklich sicher sein, dass er Selbstmord begangen hat ?
    "However, an FBI expert from Texas, who did not examine Fr. Kaiser but
    only saw photographs, concluded that Kaiser had committed suicide.[36] The Moi government readily agreed.[37]"

    en.wikipedia.org/wiki/John_Ant…aiser#Death_and_aftermath
    Gemäss Wikipedia wurde John Anthony Kaiser nachweislich aus einer Distanz von ca. 1 Meter erschossen, deshalb kann ein Selbstmord ausgeschlossen werden. Er wollte vor dem Gericht in den Haag gegen die Verbrechen der Regierung Moi aussagen. Die Täter und Auftraggeber wurden nie ausfindig gemacht.

    Das Auto von Edmondo Buffa war von innen verschlossen als er verbrannte. Buffa war während seiner Zeit als Tour Operator sehr vital und manchmal sogar cholerisch. Nachdem er seinen Betrieb in andere Hände übergab, wirkte er nach Angaben des Redaktors von Malindikenya.net resigniert. Angesichts der Krise im Tourismus in Malindi wird er nicht viel für den Betrieb erhalten haben und seine Altersrente aus Italien wird ein paar wenige Hundert Euro betragen haben. Für einen 71-jährigen sehr trübe Aussichten, was sicher seinen Entscheid beeinflusst haben wird. Die Indizien deuten auf eine persönliche Tragödie und es sind keine Hinweise publiziert, dass Buffa Probleme mit der Mafia, Kredithaien oder sonstigen Verbrechern gehabt hätte.

    Fulvio Alberto Leone
    ​Ich habe einen Artikel vom 29.8.2017 im AfricaExPress (italienisch) gelesen und Leone soll 1983 als 34-jähriger kriminell geworden sein und nach langen Verfahrensdauer kumuliert eine Strafe von ca. 10 Jahren Gefängnis kassiert haben. Leone hat sich 1992 der Justiz entzogen, indem er nach Kenia geflüchtet ist. Wie berichtet wird, hat sich Leone in Kenia vorbildlich verhalten und war sehr hilfsbereit gegenüber Touristen, anderen Italienern und den einheimischen Kenianern. So habe ich ihn auch persönlich kennengelernt. Er hatte nicht die Pizzeria Fulvio in Bamburi, sondern die Pizzeria-Ristorante Giardino (Irrtum meinerseits, hier korrigiert).

    ​Bei seiner Tätigkeit in der Pizzeria Fulvio in Mtwapa hat er sehr wenig Geld verdient und damit sich, seine Lebenspartnerin und den gemeinsamen 2- jährigen Sohn ernährt und wie ich erwähnt habe, wollte er mit einer kleinen Altersrente aus Italien, die er erst mit 70 Jahren auszahlen lassen wollte (Rentenaufschub), die Zukunft seiner Familie sichern. Die Behauptungen des Standard Digital er sei ein Drogenhändler stimmen anscheinend nicht.

    ​Die Auslieferung nach Italien hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seine Missetaten sind lange Zeit zurück und er hat sich ja selber erfolgreich resozialisiert. Aus ihm geht keine Gefahr für die Gesellschaft mehr aus, aber der Staat jagt ihn und nimmt ihn gefangen, während Schwerkriminelle ungehindert ihrem Geschäft nachgehen.

    ​Ein weiteres Problem ist, dass als er 2009 die kenianische Staatsbürgerschaft annahm, er die italienische ausschlagen musste. Nun haben die kenianischen Behörden ihm die Staatsbürgerschaft aberkannt, da unrechtsmässig erlangt. Nun befindet er sich als staatenlos wieder und auch sein 2-jähriger Sohn, den er anerkannt hat. Vielleicht kriegt er die Staatsbürgerschaft der Mutter, aber im Moment ist auch er staatenlos.

    ​Der Staat macht nichts für diese Familie, und diese ist mittellos. Hoffentlich hilft der italienische Staat, oder zumindest kann Leone seine Altersrente mit seinen mittlerweile 69 Jahren beziehen und seine Familie unterstützen.